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Hintergrund

Bei der Bildgestaltung des Schöpfungsweges fallen zunächst vor allem zwei wiederkehrende Elemente auf: Die Dreiteilung der Bilder und der Kreis.

Die Dreiteilung

Die Dreiteilung versteht der Künstler als Darstellung dreier Ebenen des Lebens. Im Hintergrund steht für ihn dabei die biblische Sicht von Wirklichkeit, die sich gut mit den Erfahrungen des Volkes Israel beschreiben lässt: Der Auszug (aus Ägypten), der Durchzug (durch die Wüste) und die Ankunft (das gelobte Land). Bezogen auf die Schöpfung wird die Dynamik Auszug (Anfang, Aufbruch), Durchzug (Wüste, Apokalypse) und Ankunft (neues Jerusalem) für den Künstler bestimmend für die Komposition der Bilder.

Die Aufteilung der Felder vollzieht der Künstler nach dem „Goldenen Schnitt“, jenem mathematischen Verfahren, das auch in der Architektur eine wichtige Rolle spielt.

Der Kreis

Der Kreis steht für Gott. Aus ihm heraus entwickelt sich das Leben. Er ist die Sonne, das Licht, das Leben und Vater seiner Menschen. Er ist ohne Anfang und Ende, vollkommene Harmonie. Er verbindet die dreigeteilten Bilder, also Aufbruch, Durchzug und Ankunft zu einem Ganzen.

Wird der Kreis außerdem als Symbol für den Planeten Erde verstanden, wird die Verbindung zwischen Schöpfer und Schöpfung noch stärker hervorgehoben.

Außer der Dreiteilung und dem Kreis finden sich vor allem zwei wiederkehrende Elemente.

Das Kreuz

Das letzte Bild zeigt das Kreuz und den oder einen Gekreuzigten. Achtet man genauer darauf, findet man dies ebenfalls in anderen Bildern. Mal ergibt es sich aus einer Komposition von Farbfeldern und Schriftfeld, mal durch die Anordnung der Dreiteilung und den inhaltlichen Darstellungen.

Das Kreuz begleitet sozusagen den Schöpfungsweg. Oder anders gesagt: Der Blick des Künstlers fällt nicht unmittelbar auf die Schöpfung, sondern immer sozusagen durch die Brille von Karfreitag und Ostern. Oder noch anders gesagt: Der Künstler betrachtet und interpretiert den alttestamentlichen Schöpfungsbericht aus neutestamentlicher Perspektive.
Durch das, was Kreuz und Auferstehung bedeuten, bekommt die Schöpfung und die Menschheit für ihn ihre Perspektive. Der Schöpfer ist derselbe Gott, der sich in Jesus Christus offenbart hat. Deshalb ist sie auch nicht verloren, sondern wartet auf ihre Vollendung im „neuen Himmel und neuer Erde“! Was also im Epilog ausgedrückt wird, will Deutung für die Gesamtsicht von Schöpfung sein.

Die Schrift

Werner Steinbrecher arbeitet gerne und viel mit Kompositionen aus Schrift und Bild. Für ihn ist die Schrift bereits Bild und Bilder schreiben wiederum ihre Texte. Das Wort wird Schrift-Bild und dieses wiederum wird gelesen und beginnt wieder zu sprechen.

„Und Gott sprach...“ heißt es immer wieder im Schöpfungsbericht. „Am Anfang war das Wort...“ interpretiert Johannes in seinem Prolog (Joh. 1,1). Solche Verbindung von Wort und Geschaffenem ist für den Künstler wichtig und bedeutsam. Nun wird das vermeintlich „Fertige“ zum dynamischen Prozess. Bilder sprechen und Worte bebildern. Der Betrachter wird zum Hörer und der Hörer macht sich Bilder.

Somit beginnen sich Biografien, Umgebung, Erfahrungen, Geschichte und Kulturen zu einem Ganzen zu verbinden und verändern einander gleichzeitig.

Gerade durch die Kombination von Bild und Text zeichnet der Künstler seine Interpretationen in den lebendigen Prozess eines sich ständig verändernden Geschehens ein. Er beschreibt und interpretiert damit nicht nur Wirklichkeit, er schafft sie gleichzeitig neu.

Die in den Bildern verarbeiteten Texte sind primär aus dem Alten und Neuen Testament. Vor allem Texte aus Hiob, Jesaja, den Psalmen, Johannes, Matthäus und der Offenbarung inspirieren den Künstler.

Auffällig sind die einzelnen hebräischen Worte, die innerhalb des Kreises hervorgehoben sind. Sie bezeichnen die Themen der sieben Schöpfungstage: Licht, Himmel, Erde, Gestirne, Vögel, Mensch, Sabbath. (Quelle für hebr. Schriften: G.Mandel „Gezeichnete Schöpfung“ das hebr. Alphabet.)

Die Botschaften

Der Künstler überlässt es seinen Bildern selbst, die Betrachter anzusprechen. Dies geschieht auf dem fest installierten Weg durch das Bild, den Text, den Betrachter selbst und die jeweilige Umgebung des Bildes. Alles zusammen formt die Botschaft, die sich beim Betrachten des Bildes artikuliert. In diesen Prozess will der Künstler nicht durch Vorgaben und Festlegungen eingreifen.

Trotzdem verbindet Werner Steinbrecher natürlich auch Absichten und Aussagen mit seinen Bildern. Er sieht die Bilder als Antwort auf eine Welt voller Gewalt und Zerstörung, da sie auf das „woher“ und „wohin“ verweisen. Er drückt auf seine Weise den ständigen Prozess der positiven gegen die negativen Kräfte aus. Für ihn ist Bewegung, nicht Natur Gegenstand seines Werkes.

Also versteht er die Schöpfung nicht als abgeschlossenen Prozess, sondern als Geschehen, das andauert bis der Schöpfer den „neuen Himmel und die neue Erde“ aufrichtet. Der Prozess von Aufbruch, Durchzug und Ankunft geht also so lange weiter wie der Schöpfer es zulässt.

Der Künstler ist weit entfernt von einem fundamentalistischen Umgang mit der Schöpfungsgeschichte. Nicht sieben Tage sind sein Thema, sondern die Dynamik, die in der Schöpfung enthalten ist. Nicht Schöpfung oder Evolution ist seine Alternative, sondern für ihn geschieht bis heute Schöpfung durch vielerlei Bewegung und eben auch durch Evolution. Die Natur ist dem Künstler dabei wichtig, jedoch steht sie nicht im Vordergrund. Sie wird weder als beschauliche, heile Welt verherrlicht noch als ohnmächtige, hilflose Kreatur bemitleidet. Natur ist für den Künstler jenem Schöpferwort untertan, der sie geschaffen hat. Wir Menschen sind in seinen Darstellungen vor allem Teil der Natur und stehen ihr nicht gegenüber.

Werner Steinbrecher

Werner Steinbrecher bei der Arbeit

Bildersammlung im Atelier